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15.04.2020

Ein Jahrhundert-Leben für den Tanz: Ingeborg Kölling (1926 – 2020)

AutorIn: Ulrich Roehm

In Ingeborg Kölling fanden wir eines der langjährigsten Mitglieder des Deutschen Berufsverbandes für Tanzpädagogik! Sie war bereits bei den ersten, damals noch von dem Autor dieser Zeilen im Jahre 1974 privat organisierten tanzpädagogischen Wochenend-Seminaren mit dabei und so auch bei der Gründung dieses nun nicht mehr privaten Vereins am 15. März 1975, noch unter dem etwas umständlichen Namen: Verein der Ballettschulen in Deutschland e.V.

Geboren am 21. Mai 1926 war es Ingeborg Köllings klare Berufung, ihr Leben dem Tanz zu widmen. Und dieses mit unermüdlicher Intensität und Ideengebung. In ihrer Geburtsstadt Dresden absolvierte sie ihre gesamte Ausbildung an der Dresdener Staatsoper mit anschließendem Engagement in deren Tanz-Ensemble bis zur Solistin, bis aus den dramatischen Kriegsgründen die Oper 1944 schließen musste. 1945 wird sie an das Ballett der Bayerischen Staatsoper München engagiert, 1952 an das damals sehr bekannte „Eisballett Maxi und Ernst Baier“ für welches sie als Assistentin des Ballettmeisters Rudolf Kölling tätig wurde und den Ballettunterricht der Compagnie übernahm. Begeistert widmete sie sich nun der Kunst des Eislaufens und wurde somit ebenfalls aktives Mitglied bei den Vorstellungen.

1953 heiratete sie Rudolf Kölling und mit der Neueröffnung der Städtischen Bühnen Münster wechseln sie gemeinsam dorthin: Rudolf Kölling als Ballettdirektor und Ingeborg als Solotänzerin und seine Assistentin, ebenso als leitende Pädagogin der angeschlossenen Theater-Ballettschule.

1963 eröffneten sie gemeinsam in Münster die allererste Ballettschule und hatten sich nun die weitere Aufgabe gestellt, die Kunst des Tanzes auch dem Publikum und der Jugend zu vermitteln.

Nach der Geburt ihrer Tochter Nicole, beendete sie ihre Bühnenlaufbahn und widmete sich ganz der Familie sowie ihrer Ballettschule Kölling. Doch schon bald traf sie der wohl größte Schicksalsschlag ihres Lebens. Bereits 1970 starb ihr Mann Rudolf und so begann für nun 50 folgende Jahre ein absolut neues, eigenständiges Leben.

Doch Ingeborgs waches Interesse am Tanz und allem Neuen war ungebrochen. Sie vergrößerte ihre Schule mit dem Umzug in größere und repräsentativere Räumlichkeiten und führte, für die damalige Zeit noch "sensationellerweise", Jazztanz in das Unterrichts-Programm ein.
So finden wir sie unter den ersten Interessierten, nicht nur für die Gründung des „Deutschen Berufsverbandes für Tanzpädagogik“ (DBfT), sondern auch für das in Deutschland neu sich zeigende Unterrichts-System der Royal Academy of Dance – London (RAD). Nicht nur, dass sie an allen sich diesem Unterrichts-Material gewidmeten Seminaren teilnahm, sie beschäftigte sich intensiv mit diesem System bis zur Absolvierung einer entsprechenden Prüfung im Jahre 1977 und wurde somit eines der ersten aktiven Mitglieder der RAD in Deutschland.

Desgleichen erarbeitete sie in ihrer Schule die betreffenden „Lehrpläne für Kinder und Jugendliche“ der RAD und nahm bereits im Jahre 1977 mit ihren Schülern ebenfalls an den Prüfungen vor einer aus London kommenden Prüferin in ihrer Schule teil.

Im Jahre 1989 war sie eine der Ideen-gebenden Mitbegründer des nun jährlich stattfindenden „Tanz-Festival Münster“ - und so kann sicher mit vollem Recht gesagt werden, dass Ingeborg Kölling die Szene des Künstlerischen Tanzes in Münster maßgeblich begründet hat.

Es war nur eine Frage der Zeit, dass der seinerzeitige Vorstand des DBfT mit der Bitte an Ingeborg Kölling heran trat, ob sie sich nicht bereit erklären könnte, sich bei der nächsten anstehenden Vorstandswahl als Kandidatin zur Wahl zu stellen. Und somit wurde sie seit dieser Wahl im Jahre 1987 eine der hilfreichsten, immer mit neuen Ideen zur Vorstandsarbeit beitragenden Kollegin, bis sie sich 2004 nach 17 aktiven, ehrenamtlichen Jahren im Alter von immerhin 78 Jahren aus der Vorstandsarbeit zurück zog, doch als Ehrenmitglied bis zuletzt an diversen Aktivitäten des Verbandes wie auch der Verleihung des Deutschen Tanzpreises mit äußerstem Interesse teilnahm.

Am 16. Februar beendete sie dieses so ereignisreiche Leben nach einer nur kurzen, drei-tägigen Vorbereitung in den Armen ihrer Tochter Nicole.

 
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