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24.04.2020

Kulturelle Bildung und Corona: Was uns die Krise lehrt Eine Position des Rates für Kulturelle Bildung

Die Corona-Krise hat erhebliche Implikationen für Kunst und Kultur und zugleich für die Kulturelle Bildung als Öffentliches Gut und als zentrale Voraussetzung der kulturellen Teilhabe. Durch sie sind sowohl Zugänge zu Kultureller Bildung als auch deren Qualität gefährdet. Als Beitrag zur Debatte äußert sich der Rat für Kulturelle Bildung dazu in einem Positionspapier auf seiner Website mit folgenden Kernaussagen:

  • Die Schulen und Lehrkräfte sind bis auf Weiteres gezwungen, im Ausnah­memodus zu agieren. In den vergangenen Tagen wurden vereinzelt Empfehlungen ausgesprochen, sich vor diesem Hintergrund auf die Kernfächer wie Sprachen und Mathematik zu beschränken. Der Rat für Kulturelle Bildung sieht dies kritisch und weist gegenüber Schulen und Bildungspolitik auf das Potenzial der ästhetischen Bildung im Umgang mit Unsicherheit und Verunsicherung hin. In der Krise sollten Schulen neben der Sicherung von Übergängen und Abschlüssen auch – mitunter digi­tale gemeinschaftliche – ästhetische Erfahrungsräume öffnen, sowohl um ihren All­gemeinbildungsauftrag zu erfüllen, als auch um den Auswirkungen der Krise auf den Einzelnen zu begegnen. Dies gilt insbesondere für Kinder und Jugendliche, für die Schulen teilweise der einzige Ort für kulturelle Teilhabe sind.
  • Zahlreiche kreative und kurzfristig ins Leben gerufene digitale Formate der Kulturellen Bildung zeigen mögliche positive Nebenwirkungen des Corona-Schocks bei den Kulturinstitutionen und weiteren non-formalen Anbietern der Kulturellen Bil­dung. Diese sollten seitens der Institutionen sowie der Jugend- und Kulturpolitik über die Krise hinaus, vor allem hinsichtlich ihres Potenzials, neue Zielgruppen zu erreichen und kulturelle Teilhabe zu stärken evaluiert und, wo sinnvoll, verstetigt werden.
  • Die Sehnsucht nach Sinnlichem und Gemeinschaft, die sich in kulturellen und künstlerischen Bewältigungsstrategien auf die Krise äußert, sowie die vielen kreati­ven Strategien der Akteurinnen und Akteure Kultureller Bildung zeigen, dass Kultu­relle Bildung als Weg aus der Isolation gerade neu erfunden wird und werden muss. Kulturpolitik und -verwaltung sollten die Bemühungen der entsprechenden Akteurinnen und Akteure nach Kräften unterstützen. Zusätzlich ist darauf zu achten, dass Themen, die in den letzten Jahren mühsam aufgebaut und entwickelt wurden – die Diversität der kul­turellen Gegenstände und ästhetischen Praxen, die Vielfalt der künstlerischen und kulturellen Perspektiven – jetzt nicht aus dem Blick geraten.
  • Die Strukturen kultureller Bildungslandschaften sind alles andere als krisen­fest – hier sind alle betreffenden Ebenen der Bildungs-, Jugend-, und Kulturpolitik und -verwaltung angesprochen, eine stabile Grundlage für kommunale und regio­nale Bildungslandschaften als Voraussetzung für das Öffentliche Gut Kulturelle Bil­dung zu schaffen, statt weiterhin auf Abruf- und Selbstausbeutungsbereitschaft in einem von Honorarkräften und Projektförderungen geprägten Feld abzustellen.
  • Auch die Akteure, Stakeholder und Gestalter Kultureller Bildung sind gefragt, ihre Annahmen über Qualität, Teilhabe, Zugänge im Hinblick auf Kulturelle Bildung zu reflektieren. Der Ausnahmezustand sollte uns lehren, welche dieser Annahmen konstant sind und die Krise überdauern müssen, und wie Kulturelle Bildung gestal­tet werden muss, um jetzt und in Zukunft alle Menschen zu erreichen.
 
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