Aktuelles

09.12.2025

Online-Seminarreihe „Fundament – Zentrum – Gegenpol“

Füße, Becken und Oberkörper im vernetzten Körpersystem des Tanzes

mit Justo Moret

Diese dreiteilige Seminarreihe versteht den Körper der Tänzer:innen als durchgängige, funktionell organisierte Bewegungs- und Kraftlinie: von den Füßen als Fundament über das Becken als zentrales Bewegungszentrum bis hin zum Oberkörper als oberem Gegenpol. Jeder Bereich hat eine eigene anatomische und funktionelle Logik – zugleich greifen sie in jeder Bewegung ineinander: In jedem Plié, jedem tendú, jedem Sprung, jeder Drehung und in jedem Port de bras entscheiden Füße, Becken und Oberkörper gemeinsam über Achse, Qualität, Ökonomie, Ausdruck und Belastbarkeit der Bewegung. Eine Dysfunktion in einem der drei Bereiche setzt sich durch das gesamte System fort – nach unten wie nach oben – und zeigt sich sowohl in technischen Grenzen als auch in typischen Beschwerdebildern.

 

Die Seminarreihe ist als kohärentes Curriculum konzipiert: Zur Gesamtbuchung

  • Oberkörper und Schultergürtel (19.04.2026) macht die tragende Rolle von Wirbelsäule und Schulterblattorganisation für Aufrichtung, Port de bras, Linienführung und Ausdruck erfahrbar und bilden den Gegenpol, der das ermöglicht und vollendet, was im Fundament und Zentrum vorbereitet wurde. Zur Einzelbuchung

Wer alle drei Module absolviert, schließt die Reihe als in sich stimmige Fortbildung ab und erwirbt ein Abschlusszertifikat („Fundament – Zentrum – Gegenpol: Funktionelle Anatomie und Bewegungslehre im Tanzunterricht“). Damit wird auch nach außen sichtbar, dass ein zusammenhängendes Curriculum durchlaufen wurde, das den Körper der Tänzer:innen als vernetztes System versteht und Technik, Leistungsoptimierung und Prävention systematisch miteinander verbindet.

Gleichzeitig sind die Seminare so konzipiert, dass sie einzeln buchbar und jeweils in sich abgeschlossen sind. Tanzpädagog:innen können je nach eigener Fragestellung, Schwerpunktsetzung oder aktuellem Bedarf einzelne Seminare belegen und das erworbene Wissen unmittelbar in ihren Unterricht übertragen. Die volle Tiefe, der didaktische Mehrwert und die innere Stringenz des Konzepts erschließen sich jedoch insbesondere dann, wenn die drei Seminare als zusammenhängende Reihe besucht werden.

Detaillierte Beschreibung: 

Seminar 1
Das Becken als Bewegungszentrum – Kraft, Alignment, Koordination

Das Becken gilt als anatomischer und funktioneller Mittelpunkt des Körpers. Es ist die Schnittstelle zwischen Oberkörper und unteren Extremitäten, verankert die den Rumpf tragende Wirbelsäule und bildet mit den Hüftpfannen die Grundlage für eine stabile Beinachse. Gleichzeitig ist es zentraler Ansatzpunkt für die Bauch- und Rückenmuskulatur sowie für fast die gesamte Oberschenkelmuskulatur. Im Becken werden Kräfte und Bewegungsimpulse vom Unter- zum Oberkörper und umgekehrt übertragen – bei jedem Schritt, in jedem Sprung, in jeder Drehung.

Stellung und Stabilität dieses Zentrums entscheiden daher unmittelbar über Qualität und Effizienz von Rumpf- und Beinbewegungen. Fehlstellungen oder eine mangelnde Ansteuerung des Beckens wirken sich nach oben und unten fort: auf Lendenwirbelsäule, Schultergürtel und Kopfgelenke ebenso wie auf Hüft-, Knie- und Fußgelenke. Viele typische Beschwerden und Verletzungen im Bereich der unteren Wirbelsäule und der unteren Extremitäten sind Ausdruck einer unzureichenden Ausrichtung von Becken und LWS.

In diesem Seminar werden die funktionelle Anatomie von Becken (Hüftgelenk und Lendenwirbelsäule) sowie seine Rolle im akademischen Tanz systematisch erarbeitet. Anhand von Bewegungsanalyse und konkreten Übungsreihen werden myofasziale Ketten, die über das Becken verlaufen, erfahrbar gemacht. Die Teilnehmenden lernen, wie sie Beckenstellung, -mobilität und -stabilität differenziert schulen, beobachten und korrigieren können – sowohl im eigenen Körper als auch in der Arbeit mit Schüler:innen.

Der Schwerpunkt liegt auf der Übertragung in die Unterrichtspraxis: Wie kann das Becken als Bewegungszentrum in Barre- und Center-Übungen bewusst angesprochen werden? Welche verbalen und taktilen Korrekturen sind sinnvoll? Wie lässt sich durch gezielte Arbeit am Becken Verletzungsprophylaxe betreiben und zugleich Bewegungsqualität, Ausdruck und Ökonomie verbessern? Damit wird deutlich: Die optimale Integration des Beckens ist einer der wichtigsten Schlüssel für einen harmonischen Bewegungsfluss – und bildet zugleich die Basis für die beiden folgenden Seminare zu Füßen sowie Rücken und Schultergürtel.

Seminar 2
Die Füße als Fundament – Wahrnehmung, Achse, Antrieb

Die Füße bilden im Tanz das funktionelle Fundament des gesamten Bewegungssystems. Sie tragen das Körpergewicht, wandeln Aufprallkräfte in elastische Bewegung um und geben den Antrieb für Fortbewegung, Sprünge und Drehungen. Als sensomotorische Schnittstelle zwischen Boden und Körper liefern sie dem Nervensystem entscheidende Informationen über Untergrund, Belastung und Ausrichtung. Eine differenzierte Fußarbeit entscheidet darüber, ob Tänzer:innen stabil stehen, elastisch landen, präzise drehen und ihre Linien wirklich „halten“ können – oder ob sich Instabilität und Überlastungen in Knie, Hüfte und Lendenwirbelsäule zeigen

In diesem Seminar wird die funktionelle Anatomie von Fuß und Sprunggelenk sowie die Rolle von Fußgewölben, Zehen und deren Einfluß auf die Beinachse im Tanz praxisnah erarbeitet. Über Wahrnehmungs-, Mobilisations- und Kräftigungsübungen werden die Füße als aktives, fein regulierendes Fundament erfahrbar. Typische technische Probleme – z.B. wegknickende Sprunggelenke, „faule“ Zehen, instabile Landungen – werden funktionell analysiert und in konkrete methodische Strategien für den Unterricht übersetzt. Im Mittelpunkt steht dabei die Leistungsoptimierung: besser springen, sicherer drehen, klarer stehen. Prävention von Überlastungen ergibt sich als logische Folge einer verbesserten Funktion, nicht als separates „Reha-Thema“.

Das Seminar richtet sich an Tanzpädagog:innen, die die Fußarbeit ihrer Schüler:innen gezielt und strukturiert entwickeln möchten. Die Inhalte lassen sich unmittelbar in Barre- und Center-Training integrieren, ohne den Unterrichtsfluss zu unterbrechen. Als Teil der Reihe „Fundament – Zentrum – Gegenpol“ ergänzt dieses Modul die Arbeit am Becken als Bewegungszentrum und bereitet das Verständnis für den oberen Gegenpol -Rücken und Schultergürtel- vor. Die Seminare sind einzeln buchbar; ihre volle innere Logik entfaltet sich jedoch im Zusammenspiel aller drei Schwerpunkte.

Seminar 3
Oberkörper und Schultergürtel – starker Rücken, freie Schultern, lebendiger Ausdruck

Rücken und Schultergürtel bilden im Tanz den funktionellen Gegenpol zu Füßen und Becken. Sie prägen Aufrichtung, Linienführung, Port de bras und Raumpräsenz. Über Becken, Wirbelsäule, Rippenkorb, Schulterblätter und Schlüsselbeine werden Bewegungsimpulse aus den Beinen aufgenommen, weitergeleitet und zu sichtbar erlebtem Ausdruck verfeinert. Zentral ist dabei die Organisation der Schulterblätter: Erst wenn die Scapulae funktionell platziert und angebunden sind, kann die Rückenmuskulatur ihre tragende Rolle übernehmen und die Arme „aus dem Rücken“ geführt werden, statt isoliert aus Schultern und Nacken: die langen Ketten werden aktiviert, die Fuß- und Beinarbeit ergänzt, unterstützt und vollendet.

In diesem Seminar werden die funktionelle Anatomie von Wirbelsäule, Brustkorb und Schultergürtel sowie ihre Rolle im akademischen Tanz systematisch erarbeitet. Über Wahrnehmungs- und Übungssequenzen wird erfahrbar, wie eine tragende Rücken- und Schulterblattorganisation Aufrichtung, Atemfluss, Port de bras, Épaulement und Oberkörperneigungen unterstützt. Typische Unterrichtsphänomene – etwa dauerhaft angespannte Schultern, „kleine“ Armgestaltung trotz guter Beintechnik oder ein kollabierender Oberkörper im Plié – führen nicht nur zu Einbußen in technischer Funktionalität, Ausdruck und Linienqualität, sondern auch zu typischen Beschwerdebildern und Überlastungen der Lendenwirbelsäule.

Diese Abweichungen werden analysiert und in konkrete, unterrichtstaugliche Korrektur- und Aufbauwege übersetzt. Im Fokus steht dabei, technische Präzision und Ausdruckskraft gleichzeitig zu stärken, statt sie gegeneinander auszuspielen.

Das Seminar richtet sich an Tanzpädagog:innen, die Oberkörper- und Armorganisation im Unterricht bewusster und funktionell fundiert gestalten möchten. Es knüpft an die in den Modulen „Die Füße als Fundament“ und „Das Becken als Bewegungszentrum“ erarbeiteten Zusammenhänge an und macht die obere Fortsetzung der Bewegungs- und Kraftlinien erfahrbar. Auch dieses Modul ist einzeln buchbar; in Kombination mit den beiden anderen Seminaren entsteht ein geschlossenes Curriculum, in dem Fundament, Zentrum und Gegenpol des Tanzkörpers als vernetztes System verstanden und unterrichtet werden.

Der Dozent 

Nach seinem Tanzstudium in den Niederlanden tanzte Justo Moret in verschiedenen Kompanien, sowohl in den Niederlanden als auch in Deutschland, u.a. mit Choreografen wie Nils Christe, Nacho Duato, Hans va Manen, Jirí Kylián, Xin Peng Wang, Henrietta Horn, Christian Spuck und Edward Clug. Er studierte Pädagogik des Klassischen Tanzes und Sportwissenschaft. Seit 2008 ist er künstlerischer Leiter des JugendTanzTheater des Ballett Dortmund und choreografiert dort abendfüllende TanzProduktionen, in denen alle Tanzstile und -techniken vorkommen und ineinanderfließen. Er gastierte als Ballettmeister, Probeleiter und choreografischer Assistent in verschiedenen Theatern. Er ist Vorstandsmitglied des Deutschen Berufsverbands für Tanzpädagogik, erster Vorsitzender der LAG Tanz NRW und seit 2009 Dozent für Klassisches Ballett an der Folkwang Universität der Künste. Justo Moret gibt regelmäßig Fort- und Weiterbildungsseminare im Bereich der Tanzpädagogik für verschiedene Ausbildungsinstitute.

 
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